Europa(s), ich lebe in einer kleinen Welt, die mein Kopf ist

von Pauline Beaulieu, aus dem Französischen von François Smesny

Premiere 2010 - bat-Studiotheater der HFS Ernst Busch

deutsch-französische Uraufführung mit Übertiteln

Fotos © Charlotte Burchard

Beschreibung

 

Als sie in einer psychiatrischen Klinik aufwacht, kann sie sich an nichts erinnern, als an ein Wort, einen Namen: Europa, den sie andauernd wiederholt, bis man sie schließlich selbst so nennt. Ero, ein Glasbläser, Liebhaber der Anstaltsleiterin und sprachlich begabter als diese, soll herausfinden, welche Sprache die Unbekannte spricht. Das Zusammentreffen mit ihr löst in Ero verwirrende Träume und Erinnerungen an seine einst verschwundene Frau Maia aus. Auch die Unbekannte wird von wiederkehrenden Alpträumen und peinigenden Erinnerungsfetzen an einen schrecklichen Zirkusbrand, bei dem ihre Mutter umkam, heimgesucht. In Pauline Beaulieus Stück sind alle Figuren auf der Suche nach ihrer Identität, ihrer Vergangenheit und der Wahrheit ihres Seins. Ihre Fluchten, seien es körperliche oder psychische Versuche der Verdrängung, gründen in Verlust- und Todeserfahrungen. Doch das Verdrängte fordert seinen Preis und letztlich müssen sich alle den Schrecken der Vergangenheit stellen, um eine Zukunft erobern zu können.

 

Regie: Pauline Beaulieu 

Mit:  Bettina Burchard, Henning Bosse, Caroline Cauville, Claire-Viviane Sobottke und Aurélien Tourte 

Dramaturgie: Marion Hirte

Bühne und Video: Felicia Grau und Michael Randel

Kostüme: Anja Frida Sohre

Musik: Knut Jürgens

Licht: Bastien Gérard 

Übertitel: KITA

Presse

"Am Anfang steht "Europa(s)", eine Art Traumspiel, dessen Regisseurin Pauline Beaulieu gleichzeitig die Autorin ist. Auf der Suche nach ihrer Identität und dem Kern ihrer Existenz sind eine stumme Unbekannte, die auf Befragen nur "Europa" stammeln kann, weshalb man ihr diesen Namen gibt, und Ero, ein Glasbläser. Beide werden von Erinnerungen verfolgt. Sie denkt an einen schrecklichen Zirkusbrand, dem ihre Mutter zum Opfer fiel, und ihn erinnert Europa an seine einst verschwundene Frau Maia. Nur die Auseinandersetzung mit diesen Erinnerungsfetzen öffnet den Weg in die Zukunft. Pauline Beaulieu hat hier einen reizvolle Szenenfolge ersonnen, die sowohl durch den zwanglosen Wechsel zwischen deutscher und französischer Sprache wie durch die Inszenierung fesselt. Aurélien Tourte ist der rührende Glasbläser, von Caroline Cauville, Bettina Burchard und Claire Sobottke perfekt zweisprachig in wechselnden Kostümen und Rollen bald verwirrend, bald klärend eingekreist. Henning Bosse ist der psychiatrische Wärter mit der Beruhigungsspritze, der immer wieder mit nüchtern-trockenen Einwürfen die Verbindung zu Realität herstellt. Die Bühne von Felicia Grau und Michael Randel ist mit Video-Monitoren wie ein Fernsehladen vollgestellt. Im technisch perfekten Zusammenspiel liefert dies einerseits stimmige Bühnen-Bilder und reproduziert sogar noch suggestive Echtzeit-Aufnahmen aus der Videokamera."  Nachtkritik von Horst Rödiger